Immer mehr Leute interessieren sich für das arbeiten im Ausland – Beispiel Tschechien

Verschiedene Boni, wenig Interesse
„Für sie haben wir sogar das Anfangsgehalt um 20 % erhöht,“ sagt Simon Procházko, die Personalchefin des Unternehmens. Doch selbst dieses Angebot reichte nicht aus, um in der Tschechischen Republik Arbeitskräfte zu finden, so dass das Unternehmen Arbeitskräfte aus der polnischen Grenzregion einstellen musste.

Auch die Anforderungen waren gering: Die neuen Mitarbeiter in der Produktion mussten lediglich einen tschechischen „Grundschulabschluss“ haben, der einem deutschen Sekundarschulabschluss entspricht. Dafür zahlte das Unternehmen einen Eintrittspreis von 900 Euro – ohne Überstunden.

Darüber hinaus erhielt jeder neue Mitarbeiter einen „Willkommensbonus“ von 400 Euro. Jeder Mitarbeiter, der einen neuen Kollegen ins Unternehmen bringt, wird ebenfalls belohnt – mit einem Bonus von 600 Euro. Die Löhne im Unternehmen werden weiter steigen. Die Gewerkschaften verhandeln derzeit über neue Tarife, die ab Frühjahr 2018 gelten werden.

Auch in deutschen Unternehmen steigen die Löhne
Auch andere Unternehmen in der Tschechischen Republik reagieren auf die Arbeitsmarktsituation mit Lohnsteigerungen. Pierburg in Usti nad Laben ist einer der führenden Anbieter von Komponenten für Verbrennungsmotoren. Die Tochtergesellschaft der deutschen Rheinmetall AG beschäftigt in ihrem tschechischen Werk derzeit rund 450 Mitarbeiter.

„Wir haben auch die Gehälter erhöht“, bestätigt Personalleiterin Monika Šatná von Jobbörse Tschechien  und fügt hinzu, dass sie zum Glück im Moment nicht viele freie Stellen hat: „Wenn wir jetzt fünf neue Mitarbeiter für die Produktion suchen würden, hätten wir ein Problem.

Vollbeschäftigung“ durch Geldpolitik
Nur 3,5% der Tschechen haben keine Arbeit. Damit hat das Land die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU. Man könnte sagen: Wer in Tschechien arbeiten will, wird immer einen Job finden. In der Region Pilsen oder in der Hauptstadt Prag kann man fast von Vollbeschäftigung sprechen – denn die Arbeitslosenquote liegt nur bei 2,3%.

„Dies ist unter anderem auf die Stärke des Automobilsektors und anderer Branchen zurückzuführen. Ihre Unternehmen brauchen viele Mitarbeiter“, sagt Helena Horská, Analystin der tschechischen Raiffeisenbank. Zur niedrigen Arbeitslosenquote hat laut dem Ökonomen auch die Tschechische Nationalbank mit ihrer Geldpolitik beigetragen: „Sie hat dreieinhalb Jahre lang einen Wechselkurs von 27 Kronen pro Euro beibehalten und damit die Preise der tschechischen Exporte niedrig gehalten. Dies hat die Wirtschaft stimuliert“.